Ein Luxusartikel? Auch eine Sichtweise ...
In Leslie Citroens Unternehmen ist die Ungerechtigkeit zwischen den Geschlechtern skandalös: Die weiblichen Küken ihrer meistverkauften Hühnerrasse, des Japanischen Seidenhuhns, verkauft Citroen für jeweils 300 Dollar. Ihnen steht ein paradiesisches Leben mit Auslauf, Biofutter und viel Liebe bevor. Die kleinen Hähne dagegen werden ihr Leben nach ein paar Wochen in einer Metzgerei in San Franciscos Chinatown aushauchen. Weil sie mit ihrer schwarzen Haut und den schwarzen Knochen den Chinesen als Delikatesse gelten, erhält Citroen immerhin noch 10 Dollar für sie.
Der neue Chic
Es sind die zwei Seiten des neuen Chics im Silicon Valley: die Hühner im eigenen Garten. Immer mehr der bestens bezahlten Angestellten von Google, Facebook, Apple und den anderen finden einen Ausgleich zu einem hektischen Tag vor dem Bildschirm in ein paar Momenten mit den eigenen Hühnern. Und dabei sind Hähne eben nicht vorgesehen. So hübsch die Bauernhof-Idylle auch sein mag, das morgendliche Krähen stört die Nachbarn, und die meisten Gemeinden erlauben ohnehin keine Hähne.
Es gibt diesen Trend nicht nur in der Bay Area, auch im Rest der USA und in Deutschland halten immer mehr Privatleute Hühner. Aber das hier ist das Silicon Valley, hier laufen die Dinge ein bisschen anders. Und so kommt es, dass die Hühner selbstverständlich Biofutter bekommen, dass sie Namen tragen und dass sie nicht selten in Luxusställen nächtigen.
«Stellst du dir etwa einen Hühnerstall von Amazon in den Garten, wenn du ein Haus für 15 Millionen hast?» , fragt Leslie Citroen.
Es ist nicht wirklich eine Frage. Längst haben sich Tischler auf die Wünsche der neuen Kundschaft eingestellt. Ihre Ställe sehen aus wie kleine Landhäuser oder wie romantische Blockhütten, die automatisch das Licht anschalten, ihren Bewohnern frisches Wasser servieren und den Besitzern jederzeit Livevideos aufs Handy schicken. Kein Problem, dass so ein Stall leicht einmal 20'000 Dollar kostet. Denn er ist ein bisschen mehr als ein Unterschlupf für Hühner: «Diese Menschen haben den grossen Garten, den Pool und die Feuerstelle», sagt Citroen. «Was sie noch brauchen, ist der Hühnerstall.»
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